Am Donnerstagmorgen zu relativ früher Stunde griffen zwei Buritos, welche im Vorjahr bereits Berlin besichtigt hatten, ihren damaligen Reisegefährten am Flughafen Zürich auf. Dabei wartete dieser nicht nur vor dem falschen Treppenaufgang, sondern trug auch noch weit verwerflicher den falschen Hut. Dies sollte sich als schlechtes Omen für die Tour-Mütze erweisen, da nur zwei Buritos überhaupt an ihn dachten – und das jeweils auch erst auf Einwirkung Dritter in letzter Sekunde. Das macht mich traurig, schnief…
Jedenfalls ging die Anreise ansonsten problemlos von dannen, am Flughafen zu Dublin wurden die nächsten beiden Buritos ohne grössere Umwege aufgegabelt und die Fokussierung unseres Oberlehrers (ja, er belehrt jeweils Kellner…) auf den Stiffy on the Liffy erlaubte uns auch eine rasche Orientierung in der Innenstadt und das überraschend reibungslose Auffinden des Hotels. Der Abend führte uns zunächst ein paar Meter vom Hotel entfernt zu einem Begrüssungs-Guinness und einem Abendessen. Dort erfreuten wir den Kellner mit unseren Konsumgewohnheiten und wurden entsprechend schnell, aber auf durchaus witzige Weise schubladisiert. Gestärkt ging es dann auf Wanderschaft. Auf dringlich geäusserten Wunsch eines Buritos zunächst in die Nähe der Harfenbrücke. Aber eigentlich ging es zum bekanntesten Nachttopf der Stadt. Aber ebenfalls nur in die Nähe desselben. Völlig verblüffender Weise wollte uns trotzdem keine der Hotelrezeptionistinnen dorthin begleiten, dies trotz Charme-Offensive eines gewissen Buritos. Entgegen unserer üblichen Gewohnheiten gingen wir aber nicht in das Aviva-Stadion hinein, sondern in den benachbarten Shelbourne Park. Dort sahen wir aber mitnichten den inzwischen zum irischen Meister gekürten Shelbourne FC, sondern die weit schnelleren und eleganteren Windhunde. Zumindest waren die meisten der Vierbeiner graziler, denn einer schaffte es sich in einer Kurve zu verkalkulieren, was zu einem beeindruckenden Sturz führte. Ansonsten galt wie so oft, wer schnell beginnt, beendet das Rennen selten an erster Stelle. Dies machte unsere Mini-Wetten interessant. Manche Buritos waren dabei so von ihren neugewonnenen Erkenntnissen überzeugt, dass sie mit den Einheimischen über das Dargebotene zu philosophieren begannen. Dabei waren alle so ahnungslos, dass selbst das Management gewisse Wettquoten erläutern musste. Wo mehrere mögliche Siegeskombinationen getippt werden, werden halt auch mehrere Quoten beachtet. Zudem sei kurz gesagt: dass die Quoten auf der Nachfrage beruhen, nicht auf Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Dies musste ein Burito bitter erfahren, der für einen zielgenauen Tipp auf einen Sieger weniger Gewinn einheimste als sein Kollege, der lediglich eine Top-3-Prognose gewagt hatte. Jedenfalls verlor am Ende niemand besonders viel Geld, aber mit einem Plus ging halt auch nur einer von fünf aus dem Stadion – und dies auch nur dank der allerletzten Wette. Vermutlich hat er so immerhin das Geld für das zu viel eingekaufte Ticket zurückerhalten… Dessen vorgesehener Besitzer stiess – wie von ihm auch brav angekündigt – erst am späteren Abend zur Gruppe, respektive dem einzelnen Vertreter unserer Altherrentruppe, der noch über ausreichend Energie verfügte, um ihn in Empfang zu nehmen.
Am Freitag standen weitere Fussmärsche an. Dieses Mal führte uns das Tagesprogramm zunächst an die Uni, wo wir klare Prioritäten setzten und erstmal in der Mensa frühstückten. Dabei wurden wir in einem Tonfall, den wohl nur eine Kantinendame dermassen perfektioniert lieblos darbringen könnte, allesamt mit der traditionsreichen irischen Anrede «My Love» begrüsst. Dies überraschte aber keinen von uns mehr, da die anwesenden Buritos allesamt nicht zum ersten Mal auf der grünen Insel auftauchten. Dennoch fanden zwei Buritos derart Gefallen am Mensa-Charme, dass sie dort blieben, um Karten zu spielen. Derweil spazierten die anderen vier über den Trinity-Campus und frönten dem Spiel «Touri oder Studi?». Danach gings zum «Book of Kells» und in den ruhmreichen, aber aktuell ziemlich leeren «Long Room», in dem immerhin Oscar Wilde aus einer Vitrine grüsste, eine weitere Harfe alt geworden war und ein Globus ziemlich jung wirkte. Um das Erlebnis abzurunden, ging es dann noch zum virtuellen Erlebnis des «Book of Kells», bei dem überraschenderweise auch Kollegen wie Terry Pratchett ihren Platz fanden. Einer der Buritos fand aber grösseren Gefallen an Staub und liess sich entsprechend belehren. Zum Glück wurden wir später am Abend während zehn Regenminuten gründlich abgestaubt, so dass wir für das Titelrennen im hiesigen Fussball gewappnet waren. Unterwegs verloren wir – nicht dem Wetter geschuldet – ab und an einen Burito, fanden uns aber wieder, so dass wir alle die absolute Verwirrung beobachten konnten, wenn in gewissen Pubs Tee bestellt wird. Grossartige Realsatire! Aber zurück zum Sport: nun ging es tatsächlich zu den Shels, welche aber im Tolka Park in einem völlig anderen Stadtteil spielen, als der Shelbourne Park zu finden wäre. Um die Verwirrung zu steigern, steht dieses Stadion aber ebenfalls Nahe eines grossen Dubliner Stadions: dem Croke Park. Der dargebotene Fussball war, obwohl man den Gastgebern eine gewisse Verunsicherung anmerkte, zum Glück weit gepflegter als erwartet und zum grossen, grossen Glück weit besser als das im Stadion offerierte kulinarische Angebot. Dieses wurde auch nicht besser, wenn es vom unbekannten Nachbarn gratis offeriert wurde. Die Spannung steigerte ein – allerdings kurzlebiges – Bingospiel. Die Unterhaltung war trotz des Gesagten aber dennoch nicht sooo gut, dass man vor dem Gezeigten auf die Knie hätte gehen müssen. Trotzdem tat das ein Burito auf der Treppe… Hauptsache auffallen, auch wenn es durch hinfallen ist!
Am Samstag bestaunten die Buritos während ihres Morgenspaziergangs die erstaunlich tribalistischen Gewohnheiten der lokalen Joggingszene. Dies war scheinbar derart ermüdend, dass der Spaziergang der fünf gemeinsam wandelnden Buritos in einem Kaffee unterbrochen werden musste, wo bei Scones und anderem Gebäck die Bäuche ausreichend gefüllt wurden, damit die Buritos anschliessend im berüchtigten Gefängnis Kilmainham Gaol aufmerksam den Ausführungen zu Hungerstreiks und anderem Ungemütlichen zuhören konnten. Dies verwirrte drei Buritos scheinbar dermassen, dass sie den Ausgang des Museums nicht mehr fanden. Als sie ihre Entlassung doch noch hinbekamen, ging es per Taxi schnurstracks zu einem literarisch gewichtigen Restaurant, das eigentlich gleich neben unseren Hotel liegt. Dort wurden wir neben eine Dame platziert, welche dem Klischee eines Gastes in einem derartigen Ort dermassen entsprach, dass ein Burito in helle Aufregung versetzt wurde. Natürlich verliess sie alsbald den Laden. Andere gönnten sich derweil einen Met-basierten Cocktail zum Apero. Das anschliessende Essen – mit abgestimmtem Wein dazu – war es dann wirklich wert, dass die Autoren sich die Schreibfeder fortan an den Kochshut hängen durften. Hiernach überquerte die Buritogruppe den Fluss und verbrachte einen amüsanten Nachmittag mit einer hochmotivierten Wednesday an der Geige, Strohhüten und einem Pferd in einer Temple Bar Bar. Dann ging es wieder zurück über den Fluss in die Beizen, welche eher Einheimische frequentieren. Und am Ende vergassen zwei Burios, dass sie eigentlich schon ältere Herren sind. Sie gingen also wieder über den Fluss, wo der Körper noch ohne Wind durchgeschüttelt wurde, der Abend entsprechend reichlich lang wurde und ein Kebab dem einen über den Schuh «kotzte».
Am Sonntag wurde dann brav ausgescheckt. Während die ersten drei Buritos trotz aufziehendem Sturm zum Flughafen gingen, liessen sich die anderen drei bei Potato-Cakes nieder. Während die ersten drei Buritos den Tanz mit Ashley wagten, wurden die anderen drei Buritos auf ziemlich witzige Weise durch die Teeling Destillery geführt. Während die einen drei Buritos nachhause kamen, erfuhren die anderen drei Buritos nach Check-In und Duty-Free, dass ihr Flieger nicht mehr nach Dublin kommen werde, weshalb sie noch eine Nacht dort bleiben müssten. Tja…
Immerhin lernte einer der drei, dass Edinburgh in Schottland liegt und ein anderer, dass gerade Oktober und nicht März war. Dem dritten blieben solch essentielle Lernerlebnisse leider verwehrt. Er hatte dafür aber auch keine Zeit, da er am meisten Notfallumplanungen der drei vornehmen musste. Zum Glück hatte er beim Anstehen ausreichend Zeit. Dieses war aber letztlich sinnfrei, da nach halber Strecke die Information kam, dass keine freien Zimmer mehr zur Verfügung stehen würden. Somit liessen sich die drei von Ashley zurück ins Hotel wehen, wo ein Mitleidsupgrade in ein grösseres Zimmer erfreut zur Kenntnis genommen wurde. Nach einem weiteren Abendessen ging es nun etwas früher als am Vorabend ins Bett.
Dennoch wurde der unverhofft gewonnene Zusatztag genutzt. Nach dem Check-In ging es für die drei Rest-Buritos zunächst wieder zu den Potato Cakes. Schliesslich hatte man sich am Vortag noch leichtsinnig zum Spruch «See you tomorrow» hinreissen lassen. Ausserdem wollte die literarisch hochstehende, hoch kreative Gründungsgeschichte der Kuchen noch gelesen werden. Danach wurde die Bonus-Irland-Zeit genutzt, um das EPIC Irish Emigration Museum zu besichtigen und natürlich auch, um nochmals durch die Stadt zu flanieren und die Harfenbrücke doch noch aus grösster Nähe zu begutachten.
Abschliessend sei erwähnt, dass das Wetter abgesehen vom Wind am Sonntagabend und zehn Minuten Regen am Freitagabend eigentlich immer top war. Entsprechend fanden am Montagabend auch die anderen drei Buritos noch sicher nachhause, wo sie sich mit dem durch die Verschiebung entstandenen Terminchaos auseinander setzen durften…